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Kolumne

First

Wir sind Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, wie ein Begriff die Welt erobert: «First», «America first», «Ungarn first», «mein Portemonnaie first», «Sparen first» – Wahnsinn. «First» zerstört: das Gemeinwohl, den Frieden, die Zukunft, die Umwelt, den Planeten, die Menschen und die Verantwortung. Und es ist so kurzfristig gedacht, dass schon die Nasenspitze schmerzt!

Man kann es drehen und wenden wie man will: Es gibt Menschenrechte und Menschenpflichten und fair ist, wenn sie in Balance sind. Davon sind wir weit entfernt, und mit dem Wahn von «First, first, first» entfernen wir uns immer weiter von jeglicher Fairness und rennen wie Lemminge hin zum Abgrund. Das ist neben der moralischen Verwerflichkeit auch schlicht und einfach dumm.

Für Christinnen und Christen ist es höchste Zeit für das Kontrastprogramm. Wir sollen das andere Zeugnis wieder ins Zentrum stellen: Dienst und Liebe. Das mag antiquiert tönen, von gestern – nein, es ist noch viel älter: Es ist ewig und weist doch in die Zukunft.

Und es ist universal. Jede Weltreligion sagt deutlich: «Die Menschen first», keine Trennung in die und die andern. Jede kennt als oberstes Gebot: «Liebe, Diakonie, Caritas!»

Alles nur Reklame, ein verführerischer PR-Gag? Man kann das so beurteilen und verurteilen oder aber tun, was zu tun ist, alltäglich, konkret, unspektakulär, aber keineswegs verschämt und still. Es darf und muss wieder laut(er) werden.

Die Stadt Zürich ist eine Grossstadt, eine fantastische, lebendige und grossmütige Stadt. Menschen leben gern hier. Sie möchten eine Zukunft haben und das heisst:
Einwohnerinnen und Einwohner, mit und ohne Papiere, reiche und weniger reiche, tüchtige und gescheiterte, gesunde und kranke, Gäste mit gefüllter oder weniger gefüllter Brieftasche – die Stadt Zürich ist eine Heimat für Menschen, die «First» begriffen haben. Und das geht so:

Beim Gemeinwohl bleiben,
auch wenn es rumpelt,
hinstehen und sich zeigen,
präsent sein,
auch dort, wo es nicht so chic ist,
Zeugnis ablegen vom Ewiggestrigen
und Ewigzukünftigen,
wieder viel mutiger werden.

Und – ein Haus der Diakonie bauen, zentral und offen. Ohne viel Wenn und Aber, ohne tausend Reglemente und Absicherungen, ein Leuchtturm der Liebe, «Liebe First», «First» für die Menschen und eine menschliche Zukunft.