Im Streetchurch-Alltag ist vieles Beziehungsarbeit.Was denken Personen aus der Zielgruppe über Mitarbeitende und umgekehrt?
Wir haben mit Vanessa (links) und Norina (rechts) gesprochen. Vanessa (26) kam vor vier Jahren auf der Suche nach einer Lehrstelle in die Streetchurch. Norina (34) startete vor zwei Jahren ihr Praktikum als Sozialarbeiterin FH. Beide schliessen ihre Ausbildung bald ab. Vanessa geht gern und regelmässig ins Fitness-Center. Norina joggt und treibt allgemein gern Sport.
Vanessa über Norina
«Ich kam per Zufall in die Streetchurch. Ich hatte ein Inserat in einer Gratiszeitung gesehen. Nach drei Jahren erfolgloser Suche, brauchte ich Hilfe bei der Suche nach einer Lehrstelle. In der Streetchurch bekam ich dafür Unterstützung und eine Struktur.
Norina lernte ich erst später kennen. Ich war bereits in der Lehre, kam aber weiterhin regelmässig zu Terminen in der Streetchurch. Plötzlich arbeitete sie an der Kaffeebar und ich fand sie von Anfang an sehr sympathisch. Sie war hilfsbereit und ihre Herzlichkeit war grossartig.
Nachdem wir an einem Event der Streetchurch zusammengearbeitet haben, hat mich Norina zu einer Frauengruppe eingeladen. Da tauschen wir uns über Gott und die Welt aus und diskutieren gemeinsam. Alle bringen dabei ihre eigenen Themen mit und wir leben Gemeinschaft.
So fand ich in Norina eine weitere Bezugsperson, mit der ich mich austauschen kann. Ich kann viel von ihr und ihrem eigenen Weg lernen und sie fast alles fragen. Sie ist eine vertrauensvolle Person und sehr fürsorglich.
Bis heute gibt mir die Streetchurch so Halt. Oft habe ich mich allein gefühlt. In der Streetchurch ist Leben. Man kann so kommen, wie man ist – auch rebellisch – und bekommt Unterstützung.
Im Sommer 2020 schliesse ich meine Lehre als Köchin EFZ ab. Mein Traum ist es, später mal als Ernährungsberaterin zu arbeiten.»
Norina über Vanessa
«Am Anfang kannte ich Vanessa nur von einzelnen Begegnungen an der Kaffeebar in der Streetchurch. Sie fiel mir aber sofort als herzliche Person auf.
Als wir gemeinsam für den Neujahrsapéro beim Gemeinderat Zürich in der Streetchurch-Küche mithalfen, lernten wir uns besser kennen. Beim gemeinsamen Arbeiten kamen wir miteinander ins Gespräch. Es fanden plötzlich auch ernste und persönliche Themen Raum.
Daraufhin habe ich Vanessa zu unserer Frauengruppe am Freitagabend eingeladen. Da treffen wir uns regelmässig und kommen miteinander ins Gespräch. Dort schätze ich ihre Ehrlichkeit und Offenheit. Sie gibt auch preis, was sie beschäftigt und spricht nicht lang drum herum. So entsteht Vertrauen. Das gibt eine Basis.
Mit Vanessa bin ich gemeinsam unterwegs. Ich erfülle nicht einfach einen Job oder eine Aufgabe. Wir tauschen uns beide aus, wie es uns geht und wo wir aktuell dran sind.
Solche Gemeinschaft schätze ich in der Streetchurch enorm. In der Begegnung mit Vanessa kann ich auch selbst wachsen und mich besser kennenlernen. Es geht nicht nur um sie, sondern auch um mich selbst und meinen eigenen Prozess.
Meine Ausbildung zur Sozialarbeiterin FH habe ich fast abgeschlossen. Neu übernehme ich in der Streetchurch als WG-Coach Verantwortung. Was die Zukunft darüber hinaus noch bringt, das wird sich weisen.»