Ein Pfarrer glaubt an Gott. Ein Gott, der etwas bewirken kann. Verändern. Verbessern. Heilen. Der Arzt glaubt ja auch an die Wirksamkeit seiner Medikamente. Sonst würde er sie nicht verschreiben. Wenn ich auf die letzten 25 Jahre meines Pfarrerseins zurückblicke, scheint der Glaube oft wie ein Placebo zu wirken. Wikipedia nennt es Scheinmedikament, ein Arzneimittel, das keinen Arzneistoff enthält und somit keine Wirkung hat.
Kein Wunder bleibt Enttäuschung zurück. Das gleiche gilt für meinen Glauben. Nicht immer, aber oft. Enttäuschung über all die begleiteten Menschen, die mit Gott neu anfangen wollten und trotzdem scheiterten. Enttäuschung auch über Gottes Glaubenshelden: David, Petrus, Paulus; wer genau hinschaut sieht Menschen, die zeitlebens mit bösen Charakterschwächen zu kämpfen hatten. Und bei mir?… sieht es nicht viel besser aus. Darum: Vieles spricht für den Abschied vom Glauben. Und trotzdem glaube ich weiter. Trotzig halte ich an Gott fest, der selbst mit seiner Mission an uns gescheitert ist. Ein solcher Entscheid muss begründet werden. Darum ist das vorliegende Essay entstanden.
Pfr. Markus Giger