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Die Geburt meiner Tochter hat mich stark verändert.
«Früher hatte ich selbst noch so ein kindliches Mindset. Ich übernahm keine Verantwortung. Jetzt möchte ich meine Familie ernähren können. Mein Ziel ist es eine Lehre abzuschliessen. In den letzten Jahren habe ich eine Lehre als Dachdecker abgebrochen und habe verschiedene Sachen ausprobiert: Zimmermann, Kunststoffverarbeiter, Reifenpraktiker. Ich merkte mit der Zeit, dass ich eine Lehre brauche – nur schon um mich sicher zu fühlen. Es ginge auch ohne, aber es ist viel schwieriger Geld zu verdienen. Ich kenne Leute, die sind über 30 und fangen noch eine Lehre an. Das hat mich motiviert das Thema wieder anzugehen. Eine Lehre gibt Selbstvertrauen. Du hast etwas abgeschlossen. Du hast mit deinem Willen etwas zu Ende gebracht. Die Streetchurch hat mir auf dem Weg dahin auch schon sehr geholfen. Ich bin organisierter, habe eine Tagesstruktur und bin disziplinierter. Ich komme gerne in die Streetchurch. Sie ist für mich die beste Schule, die es gibt. Du wirst überall super unterstützt und bekommst sogar guten Kaffee. Klar – man muss auf Aufträge. Aber hey wer bist du schon, wenn du das nicht machst. Wie willst du eine Familie ernähren wenn du nicht mal Fenster putzen kannst.»
Nohom, Top4Job-Teilnehmer
Wer bist du und was machst du in der Streetchurch?
Ich bin Maria, bin 23 Jahre alt, bin Studentin in Leipzig (Deutschland) und hier in der Streetchurch bin ich Praktikantin. Seit 10 Monaten arbeite ich mit in der Bildung. Dort schreiben wir Bewerbungen zusammen. Und ich bin im Lerncoaching, wo ich einzelnen Teilnehmenden helfe, bessere Lernstrukturen zu finden oder sich besser zu organisieren oder auch Lerntipps weitergebe.
Eins meiner prägendsten Erlebnisse hier war, als ich anfangen durfte Lerncoaching-Sessions zu planen und umzusetzen so wie ichs ein Stück weit gelernt hatte. Und ich war im Lerncoaching im Einzelgespräch und dort kamen wirklich Erfolge zustande weil wir an den ganz aktuellen schulischen Themen gearbeitet haben und Leute sind über sich hinausgewachsen.
Das feiere ich mega an diesem individuellen Setting, dass ich wirklich Zeit habe für Lerncoaching.
Und was ich zusätzlich noch mache, ist mich einbringen in die Community. Ich bin voll gerne unter Menschen und erlebe gerne Sachen. Ich hab zum Beispiel ein Streetchurch-Ausflug geplant. Im Sommer zum Wandern, im Winter zum Schlitten fahren. Dabei kann man Leute einfach beheimaten und ein Stück weit zusammen holen und gemeinsame Erlebnisse schaffen, die Beziehungen entstehen lassen.
Streetchurch habe ich tatsächlich online gefunden. Ich hab mich informiert. Was sind neue Formen von Gemeinde? Wie kann Berufsorientierung auch aussehen für mich persönlich aus meinem Studium heraus. Wo kann ich beruflich andocken. Und die Homepage hat mich dann eingeladen dazu eine Mail zu schreiben, zu fragen: «Hey habt ihr ein halbes Jahr Zeit. Kann ich dazu kommen und ich bin einfach dabei. Ich hab ein halbes Jahr Zeit und schenk die euch.»
Das Motto der Streetchurch ist «Love can do it», was heisst das für dich?
Ich glaube, dass Liebe ein Motor ist. Und dort wo Menschen beheimatet werden, dort blühen sie auf. Dort wo Menschen geliebt werden dadurch blühen sie auf und merken «Hey, ich bin was wert, ich kann was. Ich will mich dort auch ausprobieren.» Und ich glaube, dass wir Räume schaffen können, wo Leute das erleben dürfen und dass Liebe der Antrieb oder der Motor dafür ist. Das ist für mich die Bedeutung von dem Motto. Und ich wünsche mir, dass das weiter passieren darf.
Ich träume davon, dass in den nächsten drei Jahren…
Ich träume davon, dass ich in den nächsten 3 Jahren vielleicht jungen Leuten begegne, die ich begleitet hab und die mir erzählen, dass sie einen Lehrertrag unterschrieben haben oder, dass sie gemerkt haben was sie können. Das sie ihre Gaben besser herausgefunden haben. Ich träume davon auch, dass Teilnehmende, die jetzt im Top4Job-Programm sind später Teil vielleicht vom Kids-Programm sind oder merken «Hey, ich möchte Köchin werden – ich könnte doch im Restaurant arbeiten, ich könnte doch im Service in der Grow Session mithelfen». Dass dort einfach Verknüpfungen entstehen zwischen dem Top4Job und der Grow Session.
Ganz persönlich siehts bei mir so aus, dass ich wieder zurück gehe. Mein Studium beende in Deutschland und dann werde ich als Lehrerin arbeiten. Ich hoffe, dass ich in einer Förderschule arbeiten kann mit jungen Menschen auch in der Berufsorientierung. Und dann werden wir mal sehen, was an Berufen oder was an Stellen noch auf mich zu kommt. Aber ich wünsche mir einen guten Einstieg ins Berufsleben.
Radio LifeChannel berichtete über das LunchLab der Streetchurch.
https://lifechannel.ch/leben/gesellschaft/kirche-gesellschaft/wertschaetzende-tischgemeinschaft-mit-lunchlab/
«Birgit: Ich kenne die Streetchurch seit Beginn an. Ich habe dann aber in eine Kirche in der Nähe meines Wohnortes gewechselt. Einige Jahre besuchte ich gar keine Kirche mehr. Als meine Tochter älter wurde, wollte ich ihr mal die Streetchurch zeigen. Ich hatte die Predigten von Markus schon immer als berührend und lebendig in Erinnerung, die nicht nur die junge Generation ansprachen. So kamen wir vor 3 Jahren in die Streetchuch…
Grace: …und ja, es hat mir sehr gefallen. Markus redet so authentisch. Man merkt, dass Gott im Leben vom Markus eine wichtige Rolle spielt. Es geht nicht nur um das Geschriebene in der Bibel, sondern viel um persönliche Erlebnisse im Alltag mit Gott. Verschiedenste Menschen kommen in der Streetchurch zusammen und es wird nicht verurteilt.
B: Die Streetchurch ist für mich so, wie es sein sollte. Eine Vielfalt von Leuten die eigentlich nicht zusammen passen… und doch passen sie zusammen. Ich glaube so ist der Himmel. Dann ruft halt jemand seine Meinung in den Gottesdienst rein…das macht es lebendig. Man darf einfach so sein und glauben, wie man ist. Das ist ein wichtiges Bedürfnis für mich. Es geht um deine persönliche Beziehung zu Gott und nicht um eine einengende theologische Sicht. Hier fühle ich mich frei.
Eine Vielfalt von Leuten die eigentlich nicht zusammen passen… und doch passen sie zusammen.
G: Darum habe ich diese Kirche auch so gern. Ich muss mich nicht verstellen…ich kann kommen wie ich bin und muss mich nicht verstecken. Ich hatte mit Leuten auch schon viele Gespräche über Themen, die mich zum Nachdenken brachten über die ich vorher noch gar nicht nachgedacht habe.
B: Kurz vor Covid 19 starteten in der Grow Session verschiedene Kleingruppen. Unsere Gruppe hat sich auch während Covid 19 via Video getroffen. So konnten wir uns in dieser speziellen Zeit trotzdem regelmässig austauschen. Das war super. Ich habe einen langen Arbeitsweg und des Öfteren denke ich, dass es ist mir zu viel wird, in die Grow Session zu gehen. Aber jedes Mal, wenn ich hingehe, bin ich dankbar, dass ich gegangen bin. Es gibt einen Break in der Woche.. es gibt mir Ruhe. Ich kann für die nächsten Tagen auftanken oder auch abladen….und Gott spüren. Es relativiert so vieles. Der Mittwoch ist super und es lohnt sich zu kommen. Eine Kirche die im Alltag ist…auch mit ihrer diakonischen Arbeit, welche die Streetchurch noch macht. Dies alles passt zusammen.»
Birgit (42) und Grace (17), Besucherinnen Grow Session
«Nach meinem Lehrabbruch, einem Arbeitsintegrationsprogramm und einem Praktikum im Detailhandel landete ich per Zufall über meinen Cousin bei der Streetchurch. Er nahm Sozialberatung in Anspruch und arbeitete bei der Sozialfirma. In der Freizeit gingen wir mit der Streetchurch bowlen, Pizza essen etc. So habe ich die Leute kennengelernt und fasste Vertrauen zu ihnen. Damals startete das Top4Job und ich wurde gefragt, ob ich daran teilnehmen möchte. Die Streetchurch gab mir die notwendige Hilfe, die ich in dem Moment gebraucht hatte für meinen Weg. Ich merkte, dass die Leute hinter mir standen und mich ermutigten. Wenn ich bspw. mal nicht kam, weil ich einen Durchhänger hatte, wurde nachgefragt:
Wo bisch? Mir vermissed dich da. Was isch los? Chum verbii, dänn luegemers ah.
Ich merkte, dass ich nicht alleine bin und dass man mit mir kämpfte. So konnte ich dran bleiben und fand dann wieder eine Lehrstelle als Köchin. Während der Lehre war ich sehr froh, dass ich immer noch hierhin kommen konnte um zu lernen und auch dabei unterstützt wurde.
Ich fände es übrigens sinnvoll, wenn die Streetchurch auch im Bereich Gastro etwas anbieten würde. Es gibt einfach zu wenig Angebote in dieser Richtung und es gibt immer mehr junge Menschen, die eine Zwischenstufe brauchen, um in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen und die manchmal auch einfach einen sanften Arschtritt brauchen.
Ich selbst schloss vor 5 Jahren dann die Lehre erfolgreich ab und hatte schon neue Pläne: Ich wollte Sozialpädagogin werden. Leider hat das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, obwohl ich hart dafür gearbeitet habe. Zu allem Ärger kam noch dazu, dass ich merkte, dass meine Handegelenke den Job in der Küche nicht mehr mitmachen wollten. Wieder musste ich zum RAV und zum Sozialamt. Das war alles irgendwie frustrierend, nach all dem, was ich in den letzten Jahren geleistet hatte. Nun mache ich aber das Handelsdiplom. Meinen Praktikumsplatz im kaufmännischen Bereich fand ich unverhofft in dem Altersheim, in dem ich zuletzt als Köchin angestellt war. Den Traum vom Sozialbereich habe ich aber noch nicht aufgegeben und hoffe, dass ich über den kaufmännischen Bereich so doch noch reinrutschen kann.
In all den Jahren war es schön im Hinterkopf zu haben, dass, wenns überhaupt nicht mehr klappt, da noch die Streetchurch ist, wo die Türen und Ohren für mich offen sind.»
Debora, ehemalige Top4Job-Teilnehmerin
«Zwei Freundinnen haben mir immer wieder begeistert von der Streetchurch erzählt. Als ich dann die Stelle als Sozialarbeiterin ausgeschrieben sah, hab ich mich beworben. Ich hatte aber keinerlei Hoffnung, dass das etwas werden könnte, da ich ursprünglich FaBe gelernt hatte und mein Wechsel in den Sozialbereich erst in Planung war. Umso überraschter war ich, als ich die Rückmeldung erhielt, dass sie mich gerne kennen lernen würden… Vor gut 1,5 Jahren habe ich dann im Social CoWorking (Zentrum) und mit der Ausbildung zur Sozialbegleiterin gestartet. Daneben bin ich übrigens auch noch bei der Planung und Durchführung der Kids-Events dabei.
Ich fühle mich sehr wohl hier und mag die Vision und Werte der Streetchurch und finde es schön, dass es so viele Möglichkeiten gibt sich weiter zu entwickeln und auszuleben.
Im Zentrum schauen wir, dass die Leute sich wohl und angenommen fühlen, so wie sie sind – es soll ihnen ein Zuhause sein. Wie geht es ihnen, wo stehen sie, was müsste erledigt werden? Ich finde es schön, dass ich den Leuten auch einfach mal ein Getränk servieren kann und dabei ins Gespräch kommen kann, aber auf der anderen Seite auch bewusst mit einer Person hinsitzen, die Situation anschauen und mit ihr Schritte planen und gehen kann. Manchmal muss man auch kreative Lösungen suchen. Zum Beispiel, wenn jemand mal nicht weiter arbeiten mag mal ein Spiel zur Auflockerung machen. Du weisst jeden Tag nicht, was dich erwartet. Wie sind die Leute drauf? Wie viele sind da? Alles ist möglich. Es sind durchs Band verschiedene Leute, die vorbei kommen. Mit Ausbildung und ohne, jung und alt, auf Jobsuche oder auf Wohnungssuche… Beim Intake entscheiden wir auch, ob jemand bei uns richtig ist oder triagieren die Person allenfalls auch in ein passenderes Angebot.»
Andrina, Sozialbegleiterin i.A.
Interview mit Emmanuel (ehemaliger Top4Job-Teilnehmer).
Interviews mit Filip (Top4Job-Teilnehmer) und Macieli (ehemalige Top4Job-Teilnehmerin).
Jayden (Top4Job-Teilnehmer) hat aus Eigeninitiative die Streetchurch-Talks gestartet. Im ersten Video interviewt er Jaël (Leiterin Begleitetes Wohnen).
Wer bist du und was machst du in der Streetchurch?
«Mein Name ist Elvir, bin 26 Jahre alt und seit 2 Jahren bin ich in der Streetchurch.
Momentan mache ich ein Aufbautraining in der Sozialfirma. Das heisst ich baue lansgam wieder auf, da ich lange nicht mehr im ersten Arbeitsmarkt gearbeitet habe.
Mit der Sozialfirma gehen wir Liegenschaften reinigen, täglich desinfiziere ich alle Tische und Büros.»
Das Motto der Streetchurch ist «Love can do it», was heisst das für dich?
«“Love can do it“ steht für mich für sehr grossen Zusammenhalt. Das habe ich hier sehr schnell erlebt. Ich war Anfangs sehr skeptisch gegenüber dem Ganzen.
Aber das ist schnell verflogen je öfters ich da gewesen bin. Ich habe gemerkt, dass es den Leuten hier egal ist woher man kommt und was du für eine Geschichte hast.
Es geht vor allem drum diese Liebe und den Zusammenhalt zu zeigen und
es war für mich ein Neuanfang.
Ich war im Zentrum am Bewerbungen schreiben als mich mal jemand gefragt hat,
ob ich Lust hätte mitzukochen und bei den Grow Sessions dabei zu sein.
Das hat für mich eine neue Sicht auf alles eröffnet… es ist wie eine grosse Familie.
Ich habe viele neue Bekanntschaften gemacht, was ich so nicht erwartet hätte,
da ich eher ein ruhigerer Mensch bin.
Dann ist da auch noch das Camp, das jedes Jahr statt findet – wenns dann wieder möglich ist. Das ist auch etwas ganz tolles. Verschiedene Leute, nicht nur in meinem Alter sondern auch älter oder auch mit Kindern, fahren zusammen ins Camp. Das war ein sehr sehr schönes Erlebnis, das ich nicht mehr vergessen werde.
„Love can do it“ ist für mich auch ein sehr grosses Motto geworden… dass man auch anderen die gleiche Liebe geben soll, wie man sie selber bekommen hat.»
Ich träume davon, dass in den nächsten drei Jahren…
«Ich würde gerne selbständiger werden, was ich da schon sehr gut gelernt habe…
und ich hoffe, dass ich in 3 Jahren bei der Sozialfirma festangestellt bin.
Wenns da nicht klappt, kann ich mir auch etwas in der Küche vorstellen, da das eigentlich schon immer ein Wunsch von mir war, der zwar über all die Jahre verloren gegangen ist, aber hier wieder neu entfacht wurde.
Und ausserdem möchte ich neben diesem Prozess so viele Leute wie möglich für die Streetchurch begeistern. Sei es aus meinem privaten Umfeld oder Leute, die ich neu kennen lerne.Ich finde es sehr wichtig, dass Leute, die eine ähnliche Situation wie ich sind, wissen dürfen, dass es einen Weg gibt – dass nicht alles verloren ist… so wie ich es erleben durfte.»
Nach der Bewilligung eines vierjährigen Pilotprojektes «Jugendkirche» durch die Synode der Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich und die Zentralkirchenpflege der Stadt Zürich startete 2003 die Geschichte der Streetchurch.